Das Fach Philosophie am KG

Das Fach Philosophie wird am Karolinen-Gymnasium ausschließlich in der Oberstufe unterrichtet. Es kann sowohl parallel zu Ethik wie auch Religion belegt werden. Es kann jedoch nicht eines der beiden ersetzen – vielmehr stellt es eine höchstspannende Ergänzungen nicht nur zu diesen Fächern dar!

Die Fachschaft Philosophie

Die vier Grundfragen Kants können als Leitmotive für das Fach verstanden werden.

  • Was kann ich wissen?
  • Was soll ich tun?
  • Was darf ich hoffen?
  • Was ist der Mensch?

Was kann ich wissen? Diese Frage eröffnet das Feld der theoretischen Philosophie, die sich mit Problemen der Wahrnehmung und Wirklichkeit, Erkenntnis und Wahrheit, Problemen der Wissenschaft aber auch der Ästhetik befasst.

Was soll ich tun? Diese Frage eröffnet das Feld der praktischen Philosophie, die sich mit Themen wie Freiheit und Moral, der Frage nach dem Glück aber auch nach Gesinnung und Verantwortung befasst. Die Problematik der Würde der Person und der Begriff von Recht und Staat gehören ebenfalls in dieses Themenfeld.

Was darf ich hoffen? Die Frage gehört in das Gebiet der sogenannten Metaphysik. Es geht hierbei ganz grundlegend um die großen und auch letzten Dinge wie Probleme von Zeitlichkeit und Endlichkeit, Glauben und Vernunft, Sinn und Wesen des Daseins und dem sich daraus notwendigerweise ergebenen Fluss der Geschichte, so dass sich auch hier wieder die Frage entwickelt, ob es denn einen Sinn oder Ziel von Geschichte gibt bzw. geben kann.

Was ist der Mensch? Diese Frage eröffnet das Feld der Anthropologie – der Lehre vom Menschen. Der Mensch ist durch seinen Verstand in der Lage über sich selbst und sein Dasein zu reflektieren. So was macht den Menschen aus? Was „sehen“ wir? Der Mensch wird dabei unter anderem in dem Spannungsfeld zwischen Kultur und Natur betrachtet aber ebenso als das Wesen in den Blick genommen, das der Sprache mächtig ist.

Methodisch zeichnet sich das Fach durch eine sehr große Offenheit und Schülerorientierung aus

Das Schreiben von Essays hat hier ebenso seinen Platz wie die Analyse von Filmen oder die Gestaltung bildlicher Ausdruckformen. Literarisch verpackte Denkanlässe sind ebenso willkommen wie aktuelle Ereignisse. Vor allem kann hierbei auf den Schatz an Gedankengängen aus bald 3000 Jahren zurückgegriffen werden. Wir haben nicht den Anspruch das Rad neu zu erfinden aber wir wollen doch auch unsere eigenen schlagen.

Äußerungen ehemaliger Schülerinnen und Schüler zum Fach Philosophie

2019 legten erstmals wieder Schüler eines Jahrgangs das Abitur ab, die das Fach Philosophie am KG belegen konnten. Auf die Frage hin, warum sie sich für dieses Fach entschieden hatten, gab es eine Reihe von aufschlussreichen Antworten, von denen hier ein paar Auszüge einen kleinen Eindruck vermitteln sollen, warum Philosophie ein wirklich spannendes, interessantes und auch unterhaltsames Fach sein kann – denn manchmal ist es eben auch ganz anders als die anderen Fächer.

„Philosophie habe ich damals genommen, weil ich mir ein Fach davon versprochen hab, in dem man über den Horizont hinaus schaut, in dem eine Antwort nicht richtig oder falsch ist, sondern hauptsächlich gute Gedanken zählen. Das hat sich dann auch so bestätigt (wobei bei den Kursarbeiten dann doch auch mal eine Antwort falsch sein konnte 😉 im Unterricht aber hatte nahezu jeder Beitrag einen Wert). In keinem Fach wurde man so zum Denken angeregt wie in Philo, und das bot auch immer Stoff für spannende Diskussionen… Wie hätte sich Jean-Paul Sartre den Nazis gegenüber verhalten? Wie kann man den kategorischen Imperativ rechtfertigen (Konklusion der Schüler: heute in der Form gar nicht mehr)? In der Klausur Parallelen zwischen Brave New World und „Everybody“ von den Backstreet Boys ziehen ist auch eine meiner Lieblingserinnerungen aus dem Philo-Unterricht – und ein weiterer Beweis, dass Philo kein staubtrockenes Fach längst verstorbener Griechen sein muss.

Tatsächlich hatte ich solchen Spaß an Philo, dass ich jetzt, wo ich für das 3. Semester ein Nebenfach belegen soll, nicht gezögert habe, Philosophie zu nehmen. Meine Empfehlung an alle lautet also: Probiert’s aus – die Themen werden einen sicher über die 90 Minuten hinaus beschäftigen.“

„Ich habe Philosophie als freiwilligen Kurs gewählt, weil es mir schon immer Spaß gemacht hat die Meinung von anderen zu bestimmten Themen zu ergründen und diese Themen gemeinsam zu diskutieren. Zudem hatte ich die berechtigte Hoffnung, dass es um interessante, tiefgründige Dinge gehen wird, die sonst nirgends angesprochen werden.
Neben den handfesten Fakten zum Fach die man lernt, hat sich Philosophie für mich wegen der regen Diskussionen manchmal fast angefühlt, als wäre es eine AG.
Man hinterfragt plötzlich Konzepte, die man sein Leben lang zu verstehen geglaubt hatte, denkt aus einer neuen Perspektive über andere und auch sich selbst nach, und verlässt den Klassenraum eigentlich auch selten, ohne nicht entweder der Atmosphäre wegen fröhlich zu sein, oder extrem nachdenklich. Das Fach hat mir super viel Spaß gemacht, und mich auch nachhaltig darauf sensibilisiert, dass es zu keinem Thema nur die eine, richtige Meinung gibt. Ich glaube, dass Philosophie sich wirklich positiv auf die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit auswirken kann, und das bei mir bestimmt auch in einem gewissen Umfang getan hat.

Besonders möchte ich das Buch „Schöne Neue Welt“ von Aldous Huxley hervorheben, welches wir in Klasse 13 gelesen haben. Bis heute bin ich verstört, aber viel mehr noch fasziniert von den Grausamkeiten auf denen die dargestellte Zivilisation basiert, wie sehr sie ineinander stimmig sind, sich rationalisieren, und sich in gewisser Weise sogar auf unsere Welt projizieren lassen.“

Ich habe Philosophie gewählt, da mich Ethik in der Mittelstufe immer sehr interessiert hat und ich in der Oberstufe gerne mehr über philosophische Konstrukte und Theorien lernen wollte. Besonders gut gefallen hat mir persönlich, dass viel diskutiert werden konnte und der Philosophie Kurs wesentlich freier in der Thematik war als die anderen Fächer. Man hatte deshalb nie das Gefühl etwas nur zu lernen, weil es auf dem Lehrplan steht, sondern, dass viele Schwerpunkte auch nach den Interessen der SchülerInnen gesetzt wurden. Auch das Kursklima war ganz anders, als man es von anderen Fächern kannte, da es nicht eine „richtige“ Position gab, sondern sich jede/r seine/ihre eigene Meinung bilden konnte, die dann mit den anderen diskutiert werden konnte, aber nicht zwangsläufig widerlegt werden musste. Philosophie und Ethik sind auch die Fächer, die mich rückblickend jetzt im Studium am meisten voranbringen. Gelernt zu haben mit philosophischen Texten umzugehen und sich eine eigene Meinung zu bilden und diese begründet belegen und somit verteidigen zu können, ist gerade in sozial- oder geisteswissenschaftlichen Studiengängen sehr nützlich und fast schon eine Grundvoraussetzung. Generell hat das Fach meine Sicht auf viele gesellschaftliche Themen und Vorgänge stark beeinflusst, da ich gelernt habe, dass die meistverbreitete und allgemein anerkannte Sichtweise nicht immer unbedingt auch für mich die richtige und schon gar nicht die ideale sein muss.“

Wir hatten in der 10. Klasse im Ethikunterricht eine kurze „Einführung“ in die Philosophie. Hierfür mussten wir auch eigene Arbeiten verfassen. Zuerst fand ich das ganze etwas bescheuert (woher soll ich denn bitte wissen was „Würde“ ist), aber einen Grundgesetzartikel (mein innerer Jurastudent war schon damals aktiv :D) und einige Seiten Aufsatz später war ich total begeistert. Endlich gab es mal ein Fach in dem man wirklich hinterfragen und kritisch denken konnte, in dem die „richtige Stellungnahme“ kein Kopie der Meinung des Lehrers war. Daraufhin habe ich dann beschlossen mich darauf einzulassen und das Fach in der Oberstufe zu belegen. Rückblickend kann ich sagen, dass ich nicht enttäuscht wurden. Für mich war Philosophie immer eines der vielseitigsten Fächer, in dem man wortwörtlich über Gott und die Welt redete. Ich habe gelernt andere und auch mich selbst und meine Meinung zu hinterfragen und wie man richtig argumentiert. Sogar jetzt im Studium merke ich noch wie gut ich dieses logischer Herangehensweise der Philosophie einsetzten kann und wie leicht man so auch Streitfälle findet. Aber auch das Abwägen und gegenüberstellen von Meinungen konnte ich aus dem Philosophieunterricht mitnehmen. Das hilft nicht nur bei strittigen Themen im Jurastudium, sondern kommt auch in Stipendiums Gesprächen gut an. Ein wirkliches Lieblingsthema hatte ich eigentlich gar nicht, dafür hatte ich viel zu sehr Spaß daran mal mit anderen Augen auf die Welt zu blicken. Ich kann wirklich jedem Schüler das Fach empfehlen einfach, weil man sich wirklich mal frei entfalten kann (was ja sonst nicht so einfach ist in der Schule) und endlich auch mal wirklich kritisch denken und argumentieren lernt.“

„Annika Münch Ich entschied mich damals dazu Philosophie als freiwilliges Fach dazu zu wählen, da Philosophie doch etwas anders ist als die normalen Schulfächer und alleine deshalb schon für mich interessant war. Darüber hinaus denke ich schon immer gerne ausgiebig und lange über die verschiedensten Dinge nach, gerne auch so intensiv, dass ich für ein paar Minuten vergesse, wo ich eigentlich gerade bin. Daher dachte ich, dass diese Fähigkeit im Fach Philosophie endlich mal nützlich sein könnte, während in anderen Fächern Träumereien meistens nur hinderlich sind. Und warum sollte man nicht freiwillig noch etwas mehr Zeit in der Schule verbringen, wenn es für ein Fach ist an dem man ein generelles Interesse hat und was einem Spaß macht, vor allem wenn in diesem Fach man es sich theoretisch auch leisten könnte, mal nicht auf die Noten zu achten. Zugegeben wusste ich vorher nicht wirklich wie ich mir den Unterricht zu so einer Thematik vorstellen sollte, allerdings war ich richtig in der Annahme, dass er etwas entspannter ist, da es weniger ums Auswendiglernen geht, sondern vor allem darum, selbst zu denken und sich selbst die Fragen zu stellen und vor allem selbst oder auch mal mit Hilfe anderer Philosophen/Schüler die Antworten auf diese Fragen zu finden. Und ich war richtig in der Annahme, dass dieses Fach einem selbst in der Hinsicht Persönlichkeitsentwicklung sehr viel bringen kann, da es den eigenen Horizont erweitert und einem viele neuen Denkansätze für das weitere Leben bietet. Philosophie ist deswegen so interessant, weil sie gewissermaßen alles vereint. Beim Philosophieren kann man eigene Erfahrungen, erlerntes Wissen aus allen Wissenschaften und die gesamte vergangene Menschheitsgeschichte mit einfließen lassen. Für mich ist sie auch ein Ausdruck der und Mittel zur unendlichen Suche nach der Wahrheit. Auch wenn Wahrheit an sich ein sehr kompliziertes Konstrukt ist und in den meisten Dingen die einzig wahre Wahrheit durchaus existiert, aber nicht greifbar ist. Deshalb sind wir auf theoretischen logisch aufgebauten und nachvollziehbaren Schlussfolgerungen angewiesen. Wir können zum Beispiel Überlegen wie das erste Leben auf der Welt entstanden sein mag, vielleicht würden wir sogar ein paar wissenschaftliche Untersuchungen machen und würden auf mancherlei Beweise treffen, die Sinn ergeben könnten, aber wir waren nicht da als es passiert ist und es könnte ja auch ganz anders gewesen sein. Dabei muss es auf eine Weise entstanden sein, denn das Leben existiert ja. Auch könnte man sagen, dass die Philosophen die Theorien entwickeln, während die Wissenschaftler manche dieser Theorien auf den Prüfstand stellen und versuchen das wenige, dass sich prüfen lässt, entweder zu beweisen oder zu widerlegen. Beide versuchen die Welt sowie sie ist (und uns selbst) zu verstehen und zu begreifen, nur haben die Wissenschaftler dabei eine eindeutige Begrenzung, während es für die Philosophen nur eine Grenze gibt: das eindeutig falsche. Das sind für mich Aussagen deren Gedankengang ich nicht nachvollziehen kann, nicht weil sie zu hoch wären, sondern weil sie nicht logisch sind und für mich der Zusammenhang fehlt. Was natürlich leider auch an mangelnden Ausführungen oder schlechter Ausdrucksweise liegen kann. Dann wären es vielleicht nicht falsche aber schlechte Antworten.Für mich selbst hat die Philosophie dafür gesorgt, dass ich vieles mehr infrage stelle und auch versuche mich in noch mehr und verrücktere Perspektiven hineinzudenken und diese zu

verstehen. Auch wende ich manches im Alltag an, beispielsweise beim Thema Moral den kategorischen Imperativ. Obwohl dieser natürlich nicht immer anwendbar ist und auch nicht der einzige Moralsatz sein sollte. Natürlich stelle ich nicht ständig alles infrage, sonst würde ich verrückt werden, aber hin und wieder lohnt es sich über Dinge mehr nachzudenken und sich ein neues realistischeres Bild zu verschaffen. Allgemein habe ich die Einsicht gewonnen, dass Menschen so gut wie nichts sicher wissen können. Das macht das Leben zwar schwerer aber es sorgt dafür, dass man weniger anfällig für fundamentalistische Denkweisen ist. Ich glaube beispielsweise nicht dass irgendein Gottesbuch die einzig wahre Wahrheit ist, aber ich glaube, dass jedes Gottesbuch Ideen enthält, die es Wert sind gehört und vielleicht sogar praktiziert zu werden. Auch finden sich in vielen Büchern oder auch Filmen oder durch Zitate anderer Menschen unglaubliche Möglichkeiten zu neuen Inspirationen. Ein Beispiel: Ich denke heute noch gerne daran, wie mein Religionslehrer einmal erzählt hat, wie Jesus kniete und geohrfeigt wurde und er daraufhin noch die rechte Wange hinhielt. So eine Darstellung von Demut ist beeindruckend und setzt eine klare Aussage. Klar könnte man sie auch negativ wie etwa als mangelndes Selbstwertgefühl deuten, aber für mich ist es das nicht. Es ist sogar gewissermaßen eine friedliche Provokation. Es gibt da draußen in der Welt so viele schöne Wahrheiten, die alle zusammen zwar ein umfangreiches Weltbild schaffen, aber trotzdem nie zu einem vollendeten Weltbild führen. Denn ein bisschen Unwissenheit und Magie wird immer übrig bleiben und dass ist auch gut so(selbst wenn Faust das vielleicht anders sehen würde). Diese Neugier und das Verlangen nach Allwissenheit oder das generelle Bestreben zum Bestmöglichen von allem, sorgt dafür dass es vorangeht. Es sorgt für neue Erfindungen, neue Erfahrungen, neue Möglichkeiten und ist einer der Gründe warum die Menschheit mit ihren neuen Technologien heute steht wo sie steht und gleichzeitig ist es etwas, was die Menschheit im speziellen Ausmacht. Schon in den frühen Anfängen der Menschheit. Für das eigene Leben sorgt dieses Bestreben zur Entfaltung des eigen Selbst und zur Verwirklichung der eigenen Träume. Auch weiß ich, dass es falsch ist eine Sache zu romantisieren oder zu verteufeln, denn meistens gibt es für beide Extreme Argumente, was die Sache selbst eigentlich weder gut noch schlecht machen müsste. Genauso ist es wichtig sich bewusst zu machen, dass es kein immer und kein Alle und kein Jeder gibt.“