Aus früheren Zeiten – Die Zeitzeugen AG „Tacheles“ lädt zum „Erzählcafé“

Was für ein Geplapper war das, als sich die Zeitzeugen am 4. März 2020 im gemütlich hergerichteten Fachsaal Geschichte  bei der Veranstaltung „Erzählcafé“ wiedersahen.

Die Zeitzeugen waren eigentlich Zeitzeuginnen: 14 ältere Damen der Jahrgänge 1938 – 40, die alle in den Nachkriegsjahren auf die Karolinen-Schule gingen, zu einer Zeit, als unsere Schule eine reine Mädchenschule war.

Einige der ehemaligen Schülerinnen kannten sich von früher und hatten sich lange nicht mehr gesehen. Aufgeregt unterhielten sie sich und wir Schüler haben uns erst einmal im Hintergrund gehalten.

Viele hatten alte Schulbücher und Klassenfotos dabei, um uns Jungen ein Gefühl zu geben, wie es damals auf der Karolinen-Schule war.

„Alt trifft jung“ – das war die Idee der Veranstaltung. Im  „Erzählcafé“ kamen mehrere Generationen ins Gespräch.

In ihrer Begrüßung erzählte die Zeitzeugen AG „Tacheles“ wie die Idee entstanden war:

„Erinnern Sie sich noch…? Wie anders war das Schulleben damals? Waren Sie gerne Schülerin?“ , seien Fragen gewesen, die sie beschäftigten und am besten erzählt es sich doch bei Café und Kuchen, „…denn uns ist wichtig, dass sie sich hier wohlfühlen!“, betonten die Teilnehmer der AG von Frau Langhans-Glatt.

Bei der Veranstaltung hatten die Mitglieder der AG und wir – der 12.Klasse Deutsch LK – die Aufgabe, die Gespräche, die wir mit den Zeitzeuginnen geführt haben, zu dokumentieren. Das war sehr interessant, weil wir viel vom schulischen Leben nach dem Zweiten Weltkrieg erfahren haben.

Mir ist vor  allem in Erinnerung geblieben, wie besonders es damals war, als Mädchen überhaupt auf eine weiterführende Schule zu gehen. Damals mussten die Familien der Schülerinnen Schulgeld zahlen. Eine ältere Dame, mit der ich mich lange unterhalten habe, erzählte, dass es für ihre Mutter sehr schwer war, das Geld aufzubringen. Sie musste sich und die Tochter allein ernähren, da es keinen Vater mehr gab.

Vieles war anders, aber manches auch gleich. So wurden zum Beispiel auch Anekdoten über besondere Lehrerpersönlichkeiten zum Besten gegeben. „Scharfe Hunde“ und „liebenswerte Originale“ gab es damals schon.

So gut wie alle Zeitzeuginnen erwähnten, wie schlimm es für sie war, im Musikunterricht zu singen und dafür Noten zu bekommen.

In den Anfangsjahren nach dem Krieg, habe es keinen Turnunterricht gegeben, da die Halle von den Franzosen besetzt war.

Wir alle mussten lachen, als eine der älteren Damen erzählte, dass sie einen Aufsatz bei der Aufnahmeprüfung für die Karolinen-Schule schreiben musste. Das Thema war: „Die Gedanken eines herabfallenden Blatts“.

Eine Geschichte, die zeigt, wie anders die Zeit damals war, ist auch diese: Eine Zeitzeugin berichtete, dass sie jeden Morgen aus Gerolsheim mit dem Fahrrad zur Schule gefahren ist. Da die Schülerinnen am KG damals einen Rock oder ein Kleid tragen mussten, fuhr sie vor Schulbeginn zunächst zu Freunden ihrer Eltern, die in der Speyerer Straße wohnten. Dort zog sie ihre Hose aus, mit der sie Fahrrad gefahren war, und schlüpfte in ein Outfit, das damals als passend für Mädchen galt.

Nach den gemeinsamen zwei Stunden wusste ich besser zu schätzen, wie gut und einfach wir es heute haben.

(Clara Holzhauser)