„Annika Münch Ich entschied mich damals dazu Philosophie als freiwilliges Fach dazu zu wählen, da Philosophie doch etwas anders ist als die normalen Schulfächer und alleine deshalb schon für mich interessant war. Darüber hinaus denke ich schon immer gerne ausgiebig und lange über die verschiedensten Dinge nach, gerne auch so intensiv, dass ich für ein paar Minuten vergesse, wo ich eigentlich gerade bin. Daher dachte ich, dass diese Fähigkeit im Fach Philosophie endlich mal nützlich sein könnte, während in anderen Fächern Träumereien meistens nur hinderlich sind. Und warum sollte man nicht freiwillig noch etwas mehr Zeit in der Schule verbringen, wenn es für ein Fach ist an dem man ein generelles Interesse hat und was einem Spaß macht, vor allem wenn in diesem Fach man es sich theoretisch auch leisten könnte, mal nicht auf die Noten zu achten. Zugegeben wusste ich vorher nicht wirklich wie ich mir den Unterricht zu so einer Thematik vorstellen sollte, allerdings war ich richtig in der Annahme, dass er etwas entspannter ist, da es weniger ums Auswendiglernen geht, sondern vor allem darum, selbst zu denken und sich selbst die Fragen zu stellen und vor allem selbst oder auch mal mit Hilfe anderer Philosophen/Schüler die Antworten auf diese Fragen zu finden. Und ich war richtig in der Annahme, dass dieses Fach einem selbst in der Hinsicht Persönlichkeitsentwicklung sehr viel bringen kann, da es den eigenen Horizont erweitert und einem viele neuen Denkansätze für das weitere Leben bietet. Philosophie ist deswegen so interessant, weil sie gewissermaßen alles vereint. Beim Philosophieren kann man eigene Erfahrungen, erlerntes Wissen aus allen Wissenschaften und die gesamte vergangene Menschheitsgeschichte mit einfließen lassen. Für mich ist sie auch ein Ausdruck der und Mittel zur unendlichen Suche nach der Wahrheit. Auch wenn Wahrheit an sich ein sehr kompliziertes Konstrukt ist und in den meisten Dingen die einzig wahre Wahrheit durchaus existiert, aber nicht greifbar ist. Deshalb sind wir auf theoretischen logisch aufgebauten und nachvollziehbaren Schlussfolgerungen angewiesen. Wir können zum Beispiel Überlegen wie das erste Leben auf der Welt entstanden sein mag, vielleicht würden wir sogar ein paar wissenschaftliche Untersuchungen machen und würden auf mancherlei Beweise treffen, die Sinn ergeben könnten, aber wir waren nicht da als es passiert ist und es könnte ja auch ganz anders gewesen sein. Dabei muss es auf eine Weise entstanden sein, denn das Leben existiert ja. Auch könnte man sagen, dass die Philosophen die Theorien entwickeln, während die Wissenschaftler manche dieser Theorien auf den Prüfstand stellen und versuchen das wenige, dass sich prüfen lässt, entweder zu beweisen oder zu widerlegen. Beide versuchen die Welt sowie sie ist (und uns selbst) zu verstehen und zu begreifen, nur haben die Wissenschaftler dabei eine eindeutige Begrenzung, während es für die Philosophen nur eine Grenze gibt: das eindeutig falsche. Das sind für mich Aussagen deren Gedankengang ich nicht nachvollziehen kann, nicht weil sie zu hoch wären, sondern weil sie nicht logisch sind und für mich der Zusammenhang fehlt. Was natürlich leider auch an mangelnden Ausführungen oder schlechter Ausdrucksweise liegen kann. Dann wären es vielleicht nicht falsche aber schlechte Antworten.Für mich selbst hat die Philosophie dafür gesorgt, dass ich vieles mehr infrage stelle und auch versuche mich in noch mehr und verrücktere Perspektiven hineinzudenken und diese zu
verstehen. Auch wende ich manches im Alltag an, beispielsweise beim Thema Moral den kategorischen Imperativ. Obwohl dieser natürlich nicht immer anwendbar ist und auch nicht der einzige Moralsatz sein sollte. Natürlich stelle ich nicht ständig alles infrage, sonst würde ich verrückt werden, aber hin und wieder lohnt es sich über Dinge mehr nachzudenken und sich ein neues realistischeres Bild zu verschaffen. Allgemein habe ich die Einsicht gewonnen, dass Menschen so gut wie nichts sicher wissen können. Das macht das Leben zwar schwerer aber es sorgt dafür, dass man weniger anfällig für fundamentalistische Denkweisen ist. Ich glaube beispielsweise nicht dass irgendein Gottesbuch die einzig wahre Wahrheit ist, aber ich glaube, dass jedes Gottesbuch Ideen enthält, die es Wert sind gehört und vielleicht sogar praktiziert zu werden. Auch finden sich in vielen Büchern oder auch Filmen oder durch Zitate anderer Menschen unglaubliche Möglichkeiten zu neuen Inspirationen. Ein Beispiel: Ich denke heute noch gerne daran, wie mein Religionslehrer einmal erzählt hat, wie Jesus kniete und geohrfeigt wurde und er daraufhin noch die rechte Wange hinhielt. So eine Darstellung von Demut ist beeindruckend und setzt eine klare Aussage. Klar könnte man sie auch negativ wie etwa als mangelndes Selbstwertgefühl deuten, aber für mich ist es das nicht. Es ist sogar gewissermaßen eine friedliche Provokation. Es gibt da draußen in der Welt so viele schöne Wahrheiten, die alle zusammen zwar ein umfangreiches Weltbild schaffen, aber trotzdem nie zu einem vollendeten Weltbild führen. Denn ein bisschen Unwissenheit und Magie wird immer übrig bleiben und dass ist auch gut so(selbst wenn Faust das vielleicht anders sehen würde). Diese Neugier und das Verlangen nach Allwissenheit oder das generelle Bestreben zum Bestmöglichen von allem, sorgt dafür dass es vorangeht. Es sorgt für neue Erfindungen, neue Erfahrungen, neue Möglichkeiten und ist einer der Gründe warum die Menschheit mit ihren neuen Technologien heute steht wo sie steht und gleichzeitig ist es etwas, was die Menschheit im speziellen Ausmacht. Schon in den frühen Anfängen der Menschheit. Für das eigene Leben sorgt dieses Bestreben zur Entfaltung des eigen Selbst und zur Verwirklichung der eigenen Träume. Auch weiß ich, dass es falsch ist eine Sache zu romantisieren oder zu verteufeln, denn meistens gibt es für beide Extreme Argumente, was die Sache selbst eigentlich weder gut noch schlecht machen müsste. Genauso ist es wichtig sich bewusst zu machen, dass es kein immer und kein Alle und kein Jeder gibt.“